Angst ist ein Grundgefühl und hat evolutionär die Funktion das Überleben zu sichern. Daher ist Angst in realen Gefahrensituationen eine normale und gesunde Reaktion.
Kinder durchleben in ihrer Entwicklung Phasen in denen bestimmte Ängste auftreten und zur „normalen“ Entwicklung dazugehören. Ängste werden dann als Krankheit bezeichnet, wenn sie sehr intensiv ausgeprägt sind, über die typischen Entwicklungsphasen hinaus bestehen und dadurch die weitere Entwicklung des Kindes behindern und die Lebensqualität und Alltagsabläufe des Kindes beeinträchtigen (siehe auch Panikstörungen/Panikattacken).
Nicht immer können Kinder ihre Ängste benennen, sodass sich diese nonverbal über Verhaltensauffälligkeiten äußern wie z.B. Wutausbrüche, zwanghaftes Verhalten oder extreme Passivität. Betroffene Kinder zeigen Verhaltensweisen die für die jeweilige Entwicklungsphase untypisch sind, häufig stellt sich auch eine Regression ein – d.h. bereits erworbene Fähigkeiten werden wieder verlernt.
Angststörungen gehen oftmals mit körperlichen Beschwerden einher, typisch dafür sind Kopf- und Bauchschmerzen.
Die „normalen“ Ängste der Entwicklungsphasen lernt das Kind normalerweise mit Hilfe seines sozialen Umfeldes zu überwinden – diese sind:
Vom ersten bis dritten Lebensjahr dominieren Trennungsängste von Bezugspersonen in mehr oder weniger starker Ausprägung. Unbekannten gegenüber reagieren Kinder mit „fremdeln“. In dieser Phase braucht das Kind Nähe und Sicherheit, damit es diese zu überwinden lernt. Ängste sind krankhaft, wenn sie das Kind hindern Dinge zu tun, die Altersgenossen ganz selbstverständlich schaffen.
Ab dem dritten Lebensjahr stellen sich Fantasieängste ein, das sind Ängste vor bedrohlichen magischen Kreaturen. Plötzlich können harmlose Dinge, wie z.B. der Kleiderständer im Zimmer, Angst machen. Traut sich das Kind nicht mehr alleine schlafen und verlangt jede Nacht nach der Anwesenheit eines Elternteils ist Handeln angesagt.
Ab dem ca. 6. Lebensjahr sind es Real- bzw. Objektängste – d.h. Kinder fürchten sich vor Objekten und realen Gefahren – vor Einbrecher, bestimmten Tieren, Gewitter usw. Schränken dies Ängste das Kind in seiner Alltagsgestaltung massiv ein, sollte man sich damit auseinander setzen.
Ab dem ca. 9. Lebensjahr machen sich Leistungsängste bemerkbar. Davon ist vor allem die Schule betroffen. Ein wenig Nervosität vor Prüfungen und Referaten ist normal, bei einer Angststörung stellen sich jedoch körperliche Symptome und gedankliche Blockaden ein.
Im Jugendalter – vollzieht sich der Ablösungsprozess von den Eltern hin zur Peergroup – in dieser Phase dominieren soziale Ängste. Aber auch neue Entwicklungsaufgaben können eine angstauslösende Wirkung haben – vom Kind zum Jugendlichen mit all seinen Anforderungen und den dazu gehörigen Verpflichtungen.
Unabhängig von der Entwicklungsphase gibt es auch noch die erlernte Angst – Kinder passen sich den Ängsten der Eltern an. Eine Angst kann als so real erlebt werden, obwohl das Kind die angstauslösende Situation selbst nie erlebt hat. Leidet z.B. die Mutter an Angst vor Gewitter, weil sie in der Vergangenheit bei einer Bergtour davon überrascht wurde, lernt das Kind – ein Gewitter ist gefährlich, obwohl es sich in einem Haus und in Sicherheit befindet.
Das Ziel einer Angsttherapie ist nicht, dass das Kind keine Angst mehr hat, sondern das es der Situation angemessen mit der Angst umgehen lernt. Dass es Zusammenhänge zwischen der Angst und körperlichen Symptomen erkennt, welche Gedankengänge aktiviert werden und welche Verhaltensimpulse dadurch ausgelöst werden. Das heißt es entwickelt die Idee: ich habe trotz meiner Angst einen Handlungsspielraum in der Situation und kann meine eigenen Fähigkeiten zur Bewältigung des Problems einsetzen. Das betroffene Kind schafft es, sich der angstauslösenden Situation zu stellen und auf ein Vermeidungsverhalten zu verzichten, da Ängste durch die Vermeidung aufrechterhalten werden.
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