Von SVV wird gesprochen, wenn eine Person sich selbst aktiv bewusst oder unbewusst Verletzungen zufügt und ist eine Form der Autoaggression.
Mädchen und junge Frauen sind davon häufiger betroffen, als Jungen, oder junge Männer.
Arten der Selbstverletzung können sein „Ritzen“ oder „Schneiden“ mit scharfen Gegenständen. Meist wird dabei die Haut an den Armen, oder Beinen verletzt. Aber auch das Verbrennen mit Zigaretten, das Schlagen gegen harte Oberflächen, oder sich selbst blutig kratzen, gehört zum SVV.
Ist der Bauch- oder Brustbereich vom SVV betroffen, ist das meist deswegen, weil es dadurch vor den Eltern und dem sozialen Umfeld länger verborgen werden kann.
SVV kann auch im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen wie Depression, Ängsten, Essstörungen (Anorexie und Bulimie) oder der Borderline Symptomatik auftreten.
Von inneren Auslösern für das SVV spricht man bei reduziertem Selbstwertgefühl, Versagensängsten, einem Gefühl der Leere oder des sich unverstanden Fühlens.
Äußere Auslöser können sein, Konflikte mit Peergroups, oder Bezugspersonen, Verlusterlebnisse und soziale Ausgrenzung.
SVV ist eine der verwirrensten und am wenigsten verstandenen Verhaltensweisen der Menschen, schreibt der Psychiater Armando Favazza.
Die Eltern und das soziale Umfeld reagieren daher meist mit Unverständnis und sind in einer solchen Situation verständlicherweise auch überfordert und ratlos. Wie soll man dem eigenen Kind helfen, wenn sein Verhalten so gänzlich fremd, unverständlich und nicht nachvollziehbar ist?
Oft werden damit innere Spannungszustände abgebaut und Jugendliche beschreiben danach ein Gefühl der Erleichterung und Zufriedenheit. Wie ein „Zuviel“ (Spannung) mit SVV reguliert werden kann, lässt sich auch ein „Zuwenig“ (Gefühl der inneren Leere) kompensieren. Dadurch fühlt der Betroffene wieder Erleichterung, Zufriedenheit und Wohlbefinden.
Mit dem SVV wird möglicherweise auch eine innere Not, die anders nicht in Kommunikation gebracht werden kann, ausgedrückt und hat dadurch Appellcharakter, z.B. im Sinne von – ich möchte gesehen und wahrgenommen werden. Möglicherweise möchte durch das SVV auch eine bestimmte Verhaltensweise des Gegenübers erreicht werden. Das soziale Umfeld reagiert schockiert, verärgert, gekränkt und die Folge sind Konflikte und Distanz. Aber auch das Gegenteil vermehrte Fürsorge, Anteilnahme und Nähe können eine Reaktion des sozialen Umfeldes sein.
SVV kann auch die Folge von erlittenen Traumata sein wie z.B. psychische, physische und sexuelle Gewalt, aber auch der Verlust eines Familienmitgliedes.
Durch das SVV kann auch eine paradoxe Form der (Selbst)Fürsorge erzielt werden. Der Abschluss der selbstverletzenden Handlung beginnt mit einer besonderen Art der Selbst- oder Fremdfürsorge. Die selbst beigefügte Wunde muss versorgt werden mit Salbe, Verbänden usw. Jemand versorgt die Wunde und den Versehrten bzw. der Betroffene kümmert sich um sich selbst.
Nachahmung und Gruppenzwang können die Ursache für das Bedürfnis nach sozialer Zugehörigkeit sein. Wenn es die anderen tun – tu ich es auch, dieses Verhalten wird „soziale Ansteckung“ genannt und fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl dieser Gruppe.
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