Unter dem Begriff „Zwang“ werden wiederkehrende Gedanken und Handlungen verstanden die sich dem Betroffenen aufdrängen und die nicht unterdrückt werden können. Menschen mit einer Zwangsstörung leiden unter der Sinnlosigkeit ihres Denkens und Handelns, können sich jedoch nicht anders verhalten. Versuchen sie gegen den Zwang anzukämpfen, führt das zu einer erheblichen Anspannung und Angst, deshalb fühlen sich Betroffene den Gedanken und Handlungen hilflos ausgeliefert.
Zwänge werden in Zwangsgedanken und Zwangshandlungen unterschieden.
Zwangsgedanken sind sich gegen den Willen der Betroffenen aufdrängende unangemessene Gedanken oder Bilder die sexuelle, religiöse oder aggressive Inhalte haben können – die Folgen sind Gefühle von Unbehagen, Angst und Anspannung. Auch wenn Betroffene erkennen, dass diese Zwänge keinen Sinn ergeben, können sie von diesen nicht Abstand nehmen. Zwangsgedanken haben die Tendenz sich immer mehr zu verselbständigen.
Salkovskis unterscheidet Zwangsgedanken hinsichtlich ihrer Funktion im Hinblick darauf, ob Zwangsgedanken Stimuluscharakter besitzen, das heißt die Gedanken führen zu einem Anstieg von Angst und Unruhe.
Und Zwangsgedanken, die Reaktionscharakter besitzen, das sind gedankliche Rituale, die einen Versuch zur Reduktion von Angst und Unruhe darstellen. Die Zwangsgedanken mit Reaktionscharakter dienen dazu, eine befürchtete Gefahr abzuwenden und damit verbundene Anspannungen zu reduzieren. Das heißt sie sind nur eine Reaktion auf einen anderen Zwangsimpuls. Die Folge kann aber auch ein ritualisiertes Verhalten, eine sogenannte Zwangshandlung sein. Die Unterscheidung ist nicht durch den Inhalt der Gedanken zu treffen, sondern durch seine Funktion für den Betroffenen.
Zwangsgedanken treten nicht wie Zwangshandlungen in bestimmten Situationen auf, sondern sie treten in unterschiedlichen Situationen wie automatisiert auf.
Zwangsgedanken suchen sich den verletzlichsten, empfindlichsten Bereich der Betroffenen aus. In der Pubertät können das Zwangsgedanken in Bezug auf eine vermeintliche Homosexualität sein oder bei einer jungen Mutter können sich Gedanken aufdrängen, das eigene Kind zu verletzen. Aber auch Gedanken an unkontrollierte sexuelle Handlungen oder gegen sich selbst gerichtete Aggressionen können auftreten.
Zwangshandlungen sind Tätigkeiten die der Betroffene ohne oder gegen seinen Willen ausführt. Sie werden weder als angenehm empfunden, noch erfüllen sie eine sinnvolle Aufgabe. Die Betroffenen führen diese Handlungen nach einem gewissen Schema oder einer festgelegten Reihenfolge aus, um eine innere Anspannung zu reduzieren, einen vermeintlichen Schaden wieder gutzumachen oder ein Unheil in der Zukunft zu verhindern. Zwänge entwickeln eine eigene Logik, die nichts mehr mit der Realität zu tun haben.
Darunter fallen Kontrollzwänge, Ordnungszwänge, Zählzwänge, Waschzwänge und Sammelzwänge, um nur einige zu nennen.
Zwangsstörungen können bereits in der Pubertät beginnen, meist zeigen sich erste Symptome jedoch im Alter zwischen 20 und 25 Jahren. Der Beginn ist meist schleichend, die Zwänge breiten sich im Laufe der Jahre immer mehr aus und beeinträchtigen so immer größere Bereiche des Alltags von Betroffenen.
Zwangsstörungen werden vor dem sozialen Umfeld oft geheim gehalten, da sie meist sehr schambesetzt sind. Aber auch die Befürchtung, wenn man die „schlechten“ Gedanken ausspricht können sie noch mehr Macht bekommen, verhindert dass sich Betroffene mitteilen. Sozialer Rückzug und Isolation können die Folge sein.
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